Energiewende 2

Fortsetzung von Energiewende 1:

Jonas: »Es wird noch viel Ärger geben.«
»Inwiefern?«
»Ärger für den Steuerzahler: Wegen des vorzeitigen Abschaltens der Atomkraftwerke läuft eine Reihe von Klagen der Versorger. Allein Vattenfall klagt einen Betrag von mehr als viereinhalb Milliarden Euro ein. EON, RWE und ENBW klagen ebenfalls. Wenn sie durchkommen, zahlt es nicht der Wirtschaftsminister sondern der Steuerzahler. Ärger für die Beschäftigten. Beispiel RWE: Seit der Wende sind dort fast 100000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Natürlich auch überall dort, wo Kraftwerke vorzeitig stillgelegt wurden. Von denen redet keiner und die betroffenen Kommunen können ein Lied davon singen. Ärger für die Aktionäre. Wieder Beispiel RWE, das mittlerweile ums Überleben kämpft: Seit der Wende sind rund 20 Milliarden Kapital durch fallende Kurse vernichtet worden. Und Aktionäre sind unter anderem Kommunen, Versicherer, auch kleine Anleger. Im Ruhrgebiet geht’s ums Eingemachte. Und noch mal Ärger für den Steuerzahler: Durch die neu zu bauenden Leitungen, deren unsägliche Trassen-Diskussionen noch längst nicht beendet sind, wird er wieder kräftig zur Kasse gebeten werden.«
»Du fährst ja ganz schön Munition auf!«
»Ich bin noch längst nicht fertig! Anfänglich meinten eilfertige Journalisten man bekäme die Wende mit weniger als 10 Milliarden Euro hin und wäre dann Exportweltmeister für erneuerbare Energien. Was ist heute Realität? Experten schätzen mittlerweile die Gesamtkosten der Wende auf mehr als 1 Billion Euro und Exportweltmeister für Fotovoltaik ist mittlerweile China.«
»China?«
»Ja China, 70 % der Module, die in Deutschland verbaut wurden, kommen aus China. Daran ist auch das EEG mit verantwortlich!«
Clara wendet ein: »Das hat doch damit nichts zu tun«
»Eben doch: Das EEG fördert ja nicht die Technologie. Die Technologieführer saßen nämlich früher in Deutschland. Bestes Beispiel ist die Firma Q-Cells, 2011 noch weltweit Marktführer in der Herstellung von Fotovoltaik-Modulen, längst pleite.«
»Wieso, doch nicht wegen des EEG?«
»Indirekt eben schon! Das EEG fördert ausschließlich den durch Fotovoltaik erzeugten Strom. China hat sofort die daraus resultierenden Markchancen erkannt, die Technologie vom Westen abgekupfert, staatlich subventioniert und damit die Preise kaputt gemacht. Das hatte zur Folge, dass praktisch alle deutschen Fotovoltaik-Firmen den Bach runter gegangen sind. Steht alles auch im Krimi
»Es ist schon komisch. Sonst wird immer auf die übereifrige EU geschimpft. Aber bezüglich der Energie- und Klimapolitik scheinen mir die Ziele bis 2030 realistischer als das, was wir von der Bundesregierung hören.«
Jonas erstaunt: »Wie sieht das konkret aus?«
»Ziel ist 27% erneuerbare Energien bis 2030, die Energieeffizienz soll um 27 % verbessert werden, die Treibhausgase sollen im Vergleich zu 1990 um 40% gesenkt werden. Ein konkretes Abschalten von Atomkraftwerken ist meines Wissens nicht gefordert und eine einseitige Förderung der erneuerbaren Energien, soviel ich weiß, ebenfalls nicht.«
Jonas hat sich die Wut vom Leibe geredet und antwortet nun entspannter: »Bei so langfristigen Plänen bin ich immer skeptisch, das klingt aber nicht unrealistisch. Gabriel fordert bis 2035: 55 % erneuerbare Energien und 45 % konventionelle Energie. Na, ja!?«

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