Lesung Im Zeichen der Zwillinge

Lesung „Im Zeichen der Zwillinge“

am 4.März 2015 in der Gemeindebücherei Eichenau, 20 Uhr.

Gelesen wurde auch dieser Auszug aus dem Kapitel 25 „Mühle, Meer und mehr“.

Clara hatte sich für den Restaurantbesuch chic gemacht. Das bunte Sommerkleid mit den Spaghettiträgern stand ihr gut.
»Wow, toll schaust aus, Frau! Knusprig braun, so richtig zum Anbeißen!«
Frohgemut stiegen sie ins Auto und freuten sich auf einen schönen Abend.
Das Interieur des Restaurants war puristisch, provençalischer Steinfußboden, dunkle Tische mit Marmorplatten, eine schöne Theke, deren Rückwand eine Sammlung von Bierflaschen aus aller Herren Länder zierte. Es dauerte nicht lange, da wurde eine große Terrine mit Soup au Pistou auf den Tisch gestellt, eine Gemüsesuppe mit Kartoffeln, Tomaten, weißen Bohnenkernen, Knoblauch, viel Basilikum und reichlich Olivenöl.
Als Entrée gab es gefüllte in Olivenöl geschmorte Aubergine. Der Rotwein war vollmundig und samtig.
Das Restaurant war bis auf den letzten Platz besetzt. Das fröhliche Stimmengewirr wurde lauter, wohlige Düfte zogen von der Küche ins Lokal. Eine heitere, angenehme Atmosphäre! Entspannt ließen sie den Blick durch den Raum schweifen. Interessiert betrachtete Jonas die Bierflaschensammlung hinter der Theke. Da bemerkte er über der Theke einen Monitor, der den Parkplatz überwachte.
»Schau mal Clara, unser Touring wird gut bewacht.«
Die hatte den Monitor auch erst jetzt entdeckt.
»Unter den noblen Karossen ist unser Auto ein kleiner Fisch. Wenn jemand was klauen will, sucht er sich schon ein anderes Objekt aus.«
Der Ober fragte, ob er den Hauptgang nun servieren könne. Es gab Lammkoteletts mit Rosmarinkartoffeln und Ratatouille, in kleine Würfel geschnittenes Gemüse wie Zucchini, Tomaten, Paprika, Aubergine, in Olivenöl geschmort mit Zwiebeln, Knoblauch und Basilikum. Es schmeckte provençalisch gut, das Lamm war köstlich und zart.
Nachdem sie mit den nachgefüllten Gläsern angestoßen hatten, bemerkte Clara Scheinwerfer auf dem Monitor.
»Schau mal Jonas, da kommt noch ein später Gast.«
»So spät am Abend gibt es wohl kein Menü mehr.«
Sie staunten nicht schlecht, als neben ihrem Touring ein alter schon bekannter BMW hielt. Zwei ebenfalls schon bekannte Männer stiegen aus, näherten sich dem Touring und leuchteten mit einer Taschenlampe ins Innere.
Jonas sprang auf. »Jetzt reicht’s! Die kauf ich mir!«
Bevor Clara reagieren konnte, stürmte er nach draußen. In Panik rannte Clara zur Theke und bat den Ober am Ausschank, das Geschehen am Monitor zu verfolgen.
»Mein Mann ist in Gefahr! Bitte rufen Sie die Polizei!«
Inzwischen waren auch andere Gäste aufmerksam geworden. Wie eine Furie stürmte Clara nach draußen. Sie hörte, wie einer der Männer Jonas wütend anbrüllte, der andere fluchte lauthals. Sie traute ihren Ohren nicht, das waren deutsche Worte und waschechte bayrische Flüche!
Sie sah gerade noch, wie einer der Männer Jonas anrempelte, die Typen ins Auto sprangen, der alte BMW auf Jonas zusteuerte, beschleunigte und – Clara blieb das Herz stehen, Jonas reagierte wieselflink und rettete sich mit einem akrobatischen Sprung zur Seite – mit quietschenden Reifen davonbrauste. Völlig außer sich fiel Clara ihrem Mann um den Hals. Sie zitterte am ganzen Leib. Auch Jonas war blass geworden.

Am Ende der Lesung gönnten sich die Autoren ein Gläschen Wein!