Kreisbote Fürstenfeldbruck

Wer verschlüsselt, lebt gefährlich: IT-Profi und Ehefrau als Krimiautoren

15.12.2014

Das Eichenauer Ehepaar Gerhard und Marion Wiehler, hat einen Kriminalroman geschrieben, dessen Hauptfigur, ein IT-Security-Spezialist und Verschlüsselungsexperte, verschollen ist. Im Moor?

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© H. Spies
Eichenau – Ein Spaziergang in einem düsteren Moor, dem Naturschutzgebiet Kendlmühlfilzen im Chiemgau mit einem unheimlichen Torf-Bahnhof lieferte den Stoff und das Titelbild für einen packenden Krimi, den ein Eichenauer Ehepaar gemeinsam unter dem Pseudonym Germar Wiehl veröffentlicht hat. Darin geht es nicht nur um die Familientragödie von ungleichen Zwillings-Brüdern und Reisen, die in den Chiemgau, ins Elsass, in die Provence und nach Florida führen, sondern auch um eine brandaktuelle Verschlüsselungstechnologie, die einen IT-Experten ins Visier der NSA und US-Finanzdienstleister katapultieren.
Für das Paar – eine Lehrerin im Ruhestand und ein früherer IT-Experte eines deutschen Großkonzerns ist es das zweite Buch. Ihr erstes, „Cat-Sharing“ handelt von einer glücklichen Leihkatze, die vergnügt zwischen ihren zwei Welten hin- und herpendelt, nachdem ihr Frauchen in eine Wohnung ohne Freigang umgezogen ist. Auch bei dem neuen Krimi der Katzenfreunde „Im Zeichen der Zwillinge“ spielt ein intelligenter Kater eine besondere Rolle. Ansonsten aber ist das bei epubli in Berlin erschienene Buch vollgespickt mit Details aus einer Welt, die nur ein früherer IT-Experte so überzeugend beschreiben kann: Während der Zwillingsbruder den elterlichen Hof in Bayern herunterwirtschaftet, begibt sich Joe, alias Josef, in den USA als Experte für Chipkarten- und Verschlüsselungstechnologie unbeabsichtigt ins Visier eines fremden Geheimdienstes und damit in Gefahr. Am Strand von Naples versucht Joe seiner künftigen Frau Patricia, einer Hotel-Resort-Managerin, zu erklären, wie gefährlich es sein kann, ein Unternehmen auf diesem Sektor zu beraten: „Der Punkt ist der, dass unsere Technologie in Einzelfällen zur Aufklärung – sagen wir von Verbrechen oder vermuteten Terrorakten – herangezogen werden kann.“ „Du redest sibyllinisch,“ entgegnet die Freundin. „Ich vermute, da ist die NSA im Spiel.“ Er müsse schweigen, sagt Joe, er könne da nicht raus, es sei denn, er ginge zurück in sein Heimatland. Er müsse damit rechnen, dass die Kommunikation, Mail, Telefon, Mobiltelefon abgehört werden. Deshalb bespreche er alles mit ihr unter freiem Himmel…
Jahre später schlägt das Schicksal zu: Patricia, inzwischen glücklich verheiratet, will Joe über Weihnachten in Naples/Florida besuchen. Joes Arbeits-Kollegen Steve nimmt sie in ihrem Chevrolet mit. Ein Laptop mit hochsensiblen Daten seiner Erfindung befindet sich im Fahrzeug, das plötzlich gegen 23 Uhr auf dem Dach liegend im Wasserkanal neben dem Highway 41 – zehn Meilen vor Miami – aufgefunden wird – möglicherweise abgedrängt von einem 30-Tonner, von dem noch Teile zu finden sind…
Der IT-Experte und seine Frau haben die Leidenschaft zum Schreiben in ihrem Ruhestand entdeckt. Auch wenn die Handlungen in diesem Kriminalroman fiktiv sind, haben Gerhard und Marion Wiehler doch stattgefundene Ereignisse eingebunden, die handelnden Personen sind frei erfunden. Einige erwähnte Lokale und Hotels gibt es tatsächlich, selbst die internationalen Auswirkungen der Energiewende (EEG) sind in einem Kapitel dargestellt. Jugend- und Reiseerlebnisse sind eingeflossen, profunde Sachkenntnis der EDV, die heute alles durchdringt, ebenso. Die Hauptfigur im Roman, der IT-Experte um die 50 Jahre, namens Joe, wird überwacht: Er widmete sich mit seinen Mitarbeitern Steve und Walter intensiv der Ausarbeitung neuer Sicherheitslösungen.“Kernstück dieser Lösungen war eine neue Generation von Smartcards, die mittels Crypto-Coprozessoren in der Lage waren, asymmetrische digitale Schlüssel innerhalb des Chips selbst zu erzeugen. Diese Schlüssel waren im Chip so sicher gespeichert, dass sie von außen nicht zugänglich waren. Der Versuch an sie heranzukommen, hätte die Zerstörung des Chips zur Folge gehabt.“Joe war im Visier der NSA. Ob er wollte oder nicht: Es kam zu Verflechtungen und Verhandlungen auf höchstem Geheimhaltungsniveau. Keiner seiner Mitarbeiter war darin involviert und durfte es erfahren.
Ein Risiko für hochqualifizierte IT-Experten, die auf diesem Gebiet Unternehmen beraten und Lösungen entwickeln, sieht der Autor auch im realen Leben: „Man könnte z.B. erpresst werden.“
Wiehler: „Obwohl wir die NSA in diesem Kriminalroman nicht in den Sack hauen, schließe ich nicht aus, dass wir bei der Arbeit für das Buch überwacht worden sind.“
Sein neues Buch hat das Autoren-Paar in den noch existierenden Buchläden des Landkreises verteilt. Wiehler und seine Ehefrau setzen sich sehr dafür ein, dass kleine Buchhandlungen weiterbestehen. Das Eichenauer Paar will auch selbst weiterhin als Autoren-Team dazu beitragen: „Fortsetzung des Krimis folgt“…
Hedwig Spies