Cyberattacke auf den Bundestag

Clara: „Jonas, du schaust aus wie ein Gockel, der sich beim Krähen verschluckt hat.“

„Der Vergleich hinkt, weil ich nicht gekräht habe, aber in der Tat habe ich einen richtig dicken Hals, der mir die Röte ins Gesicht treibt.“

„Was treibt ihn denn so um, meinen Göttergatten?“

„Der Ärger über eine nicht ausgewogene Berichterstattung oder anders ausgedrückt, die Naivität, die überwiegend vorherrscht, wenn es sich nicht um amerikanische Geheimdienste handelt, sondern um andere.“

„Und wer sind diese anderen?“

„In diesem Fall die russischen! Ja wahrscheinlich hast du es gar nicht mitbekommen, es steht ja kaum etwas darüber in den Medien. Dafür täglich auf den ersten Seiten der Zeitungen, dass die Kanzlerin uns Wähler hinters Licht geführt hat, weil sie angeblich gewusst habe, dass es niemals ein No-Spy-Abkommen der US-Regierung geben würde.“

„Beruhige dich doch, um was geht’s denn eigentlich?“

„Es geht um eine absolut ernst zu nehmende Cyberattacke des russischen Geheimdienstes, der seit Anfang Mai in die IT-Systeme des Bundestags eingebrochen ist. Die Auswirkungen werden mit größter Sorge betrachtet und die Attacke ist weder beendet noch konnte sie bis dato abgewehrt werden.“

„Ja doch, ich erinnere mich jetzt, Spiegel Online hat darüber berichtet. Aber es war doch unklar, wer dahinter steckt.“

„Experten sind sich sicher, dass der russische Geheimdienst dahinter steckt. Wäre es die NSA, stünde es längst auf den Titelseiten aller namhaften Zeitungen.“

„Ich weiß nicht, ob du das objektiv siehst, vielleicht ist der Vorfall nicht so ernst zu nehmen.“

„Clara, eben schon! Das ist es ja, was mich so aufregt. Und Joe hätte das ganz genau so gesehen, er hat immer vor den russischen und chinesischen Geheimdiensten gewarnt, obwohl er von der NSA beobachtet wurde. Der Vorfall ist sogar so ernst, dass man eine Vielzahl von Servern sofort abgeschaltet hat und in Erwägung zieht, die gesamte IT-Infrastruktur des Bundestags stillzulegen und neu aufzubauen. Schließlich geht es um sensibelste Informationen von Regierungsmitgliedern. Darüber hinaus sind auch Server von Fraktionen der Opposition betroffen.“

„Das klingt in der Tat dramatisch!“

„Ja dieser Antiamerikanismus, der sich in dieser Republik breit gemacht hat. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr!“

„Woher weißt du das denn mit der Stilllegung der Infrastruktur? Steht also doch was in den Medien!?“

„Ich stehe mit Joe in Kontakt.“

„Jonas du Spinner, jeder, der den Krimi „Im Zeichen der Zwillinge“ gelesen hat, weiß, dass Joe verschollen ist.“

„Das weiß ich auch, aber ich stehe mit Joe Moser, dem überragenden Security-Experten des Romans immer noch gedanklich in enger Verbindung.“

„Jonas, du verwirrst mich!“
Spinner oder Genie?, dachte sie und ging in den Garten, um die Blumen zu gießen.

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